
SMART-Ziele festlegen
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von Adam O'Camb
Schon mal davon geträumt, einfach alles auf Neustart zu setzen – ein kompletter Reset fürs Leben? Tja, dabei kann ich dir leider nicht helfen. Das Leben ist hart.
Zum Glück gibt’s im Radsport jedes Jahr eine neue Chance, eine saubere Weste und die Möglichkeit, eine noch bessere Saison aufzubauen. Aber wie legen wir ein starkes Fundament für die nächste Saison? Wie vermeiden wir alte Fehler? Ganz einfach ist es nicht, aber ich habe ein paar Werkzeuge dabei, die helfen könnten. Bereit, loszulegen? Lass uns schauen, wie du deine vergangene Saison analysieren, sinnvolle Ziele setzen und aus Rückschlägen Erfolge machen kannst.
PYRAMIDEN-ANALYSE
Fangen wir mit den Rückschlägen der letzten Saison an. Manchmal nutze ich dabei eine strukturierte Methode aus der E-Sport-Welt. Die Coaches von Broken by Concept verwenden eine Pyramiden-Analyse, um Spiele zu analysieren – und das funktioniert auch super im Radsport.
So geht’s:
- Wähle ein Rennen oder Event, das sich für eine genaue Analyse eignet – am besten eines, bei dem es nicht so lief, wie du es dir vorgestellt hast.
- Ordne deine Fehler in vier Stufen ein:
- Stufe 1 – Fundament der Pyramide: Hier sind grundlegende Dinge, die dich überhaupt daran hindern, dein Bestes zu geben, wie Schlaf, Ernährung oder deine mentale Verfassung.
- Stufe 2 – Rennstrategie: Verstehst du deine Stärken und nutzt du sie richtig? Trainierst du gezielt für deine wichtigsten Rennen? Hast du einen guten Rennplan?
- Stufe 3 – Rennentscheidungen (Racecraft): Hast du einen wichtigen Angriff verpasst? Den Sprint falsch getimt? Falsche Gruppe erwischt? Alles typische Stufe-3-Probleme.
- Stufe 4 – Renn-Execution: Hier geht’s um Technik, Ernährung auf dem Rad oder mechanische Probleme – oft nervig, aber meist auch am einfachsten zu beheben.
- Gehe das Rennen Schritt für Schritt durch und sortiere deine Fehler in die jeweilige Stufe ein. Falls du Probleme in Stufe 1 findest, haben die absolute Priorität. Ohne ein solides Fundament kannst du alle anderen Fehler gar nicht richtig angehen. Erst wenn Stufe 1 sauber ist, solltest du dich um die anderen Ebenen kümmern.
Am Ende hast du eine Liste mit Fehlern – das kann erstmal frustrierend sein, ist aber gleichzeitig dein Werkzeug für die Saisonplanung. Beginne mit den Problemen auf den unteren Ebenen und arbeite dich hoch. Setze dir 1-3 klare Ziele, um die größten Stufe-1- und Stufe-2-Probleme anzugehen. Sobald die Basis steht, kannst du dich um die Details kümmern.
Ein Beispiel:
Letztes Jahr hattest du Schlafmangel (Stufe 1) und bist in einem Rennen auf einer Abfahrt abgehängt worden (Stufe 4). Deine Rennstrategie (Stufe 2) und dein Racecraft (Stufe 3) sind aber solide. In dem Fall solltest du gezielt daran arbeiten, besser zu schlafen und deine Abfahrtstechnik zu verbessern.
SMART-ZIELE
Jetzt hast du ein paar grobe Pläne – so wie jeder am 1. Januar. Damit daraus echte Fortschritte werden, sollten deine Ziele SMART sein:
- Spezifisch
- Messbar
- Angreifbar (umsetzbar)
- Relevant
- Terminiert (zeitlich begrenzt)
Beispiel: „Besser schlafen“ ist zu ungenau. „In den nächsten drei Monaten vor 80 % meiner Trainingsfahrten mindestens acht Stunden schlafen“ ist viel besser. Es ist spezifisch, messbar, umsetzbar, relevant und zeitlich begrenzt.
Die meisten deiner Ziele sollten prozess- statt ergebnisorientiert sein. Klar, es ist gut, sich Leistungsziele zu setzen, aber die sollten nur als grobe Orientierung dienen. Falls dein großes Ziel ist es, ein bestimmtes bergiges Rennen zu gewinnen (Ergebnis). Ein prozessorientiertes Ziel wäre: Einmal pro Woche einen Anstieg zu fahren, der dem Rennen ähnelt (Prozess). Prozessziele sind die Bausteine, die zu Erfolg führen.
Beispiele
Zielkategorie | Spezifisch | Messbar | Angreifbar | Relevant | Terminiert |
Schlaf & Erholung | Vor mindestens 80% der Trainingsfahrten jede Nacht 8 Stunden schlafen. | Schlafdauer und Prozentsatz mit einer Schlaf-App tracken. | Schlafroutine anpassen, feste Schlafzeiten einhalten, Bildschirmzeit reduzieren. | Unterstützt Erholung, Energielevel und Leistung. | 3 Monatedurchhalten, dann auswerten. |
Trainingskonstanz | 4 strukturierte Trainingseinheiten pro Woche absolvieren, inklusive Intervall- oder Ausdauereinheiten. | Einheiten im Trainingsplan abhaken und in einer App dokumentieren. | Klare Trainingsplanung erstellen und konsequent umsetzen. | Sichert kontinuierliche Leistungssteigerung und Rennfitness. | 12 Wochendranbleiben. |
Kletterstärke | Einmal pro Woche Bergintervalle fahren, mindestens 3 Wiederholungen à 6+ Minuten im Schwellenbereich. | Anzahl der Wiederholungen und Leistungswerte aufzeichnen. | Passenden Anstieg wählen und feste Trainingstermine setzen. | Verbessert die Fähigkeit, lange Anstiege im Renntempo zu bewältigen. | Nach 8 WochenFortschritt überprüfen. |
Abfahrtstechnik | Einmal pro Woche eine technische Abfahrt üben, mit Fokus auf Bremsen, Kurventechnik und Position. | Geschwindigkeit, Fahrlinie und Sicherheitsempfinden tracken. | Unterschiedliche Abfahrten testen, Technik analysieren, Feedback holen. | Reduziert das Risiko, in Rennen auf Abfahrten Zeit zu verlieren. | Nach 2 Monatenbewerten. |
Rennperformance | Maximale Sprintleistung um 10 % steigern, durch gezieltes Sprinttraining zweimal pro Woche. | Wattzahlen mit einem Powermeter messen und Fortschritte verfolgen. | Sprinttraining bewusst in den Plan integrieren. | Verbessert Endgeschwindigkeit und Erfolgschancen im Rennen. | Ziel in 3 Monatenerreichen. |
Fazit
Radsport gibt dir die einzigartige Möglichkeit, jedes Jahr auf „Reset“ zu drücken und deine Saison bewusst zu gestalten. Nutze Tools wie die Pyramiden-Analyse und SMART-Ziele, um deine Fortschritte gezielt zu steuern.